ich bin Merlin, 16, fühle mich aber an manchen Tagen wie ein Teenager.
Ich bin hier der Hausherr.
Ich lebe zusammen mit meiner Dosi Marion. Sie ist eigentlich ganz ok. Gut, sie ist vielleicht nicht die hellste aber meist ganz lieb zu mir. Welches Futter ich nun genau wann mag hat sie bis heute nicht so richtig kapiert. Aber sie kann gut schmusen und kraulen. Und sie weiß auch nie wann die richtige Schlafensgehzeit ist. Aber ich geh dann halt mit ihr, damit sie nicht so alleine ist. Natürlich darf sie bei mir im Bett schlafen. Und auf die Couch darf sie auch. Aber nur wenn sie mir nicht so viel Platz wegnimmt.
Dosi behauptet ich hätte Ataxie. Aber ich weiß gar nicht, was sie damit meint.
Ich bin doch ein ganz normaler Kater.
Dosi will euch unbedingt meine Geschichte erzählen. Na gut, soll sie halt machen. Hauptsache ich kann neben der Tastatur liegen. Und ab und zu mal helfen und auch so darauf rumhauen. Dosi regt sich dann immer so schön auf..........
Merlin ist mit seinen 16 Jahren der Senior hier im Forum.
Denn Merlin hat eine "erworbene Ataxie", d.h. seine Behinderung hat er nicht von klein auf, sondern sie ist erst im Februar 2012 entstanden.
Wodurch? Ich weiß es nicht.
Aber lest erst mal seine Geschichte:
Merlin kam mit acht Wochen zu mir.
Merlin ist der letzte einer Vierergruppe. Und auch der jüngste. Die anderen sind alle innerhalb von gut einem Jahr an verschiedenen Krankheiten gestorben. Da Minouche, Susi und Devil alle zwischen 15 und 21 Jahren alt waren kam dies nicht wirklich überraschend aber es hat Merlin und mich ziemlich umgehauen. Das ist jetzt gut zwei Jahre her.
Merlin war sein ganzes Leben immer gesund. Er war niemals krank
Und dann ging es los, eine Krankheit nach der anderen. Zuerst Eosinophiles Granulom in mehreren Verlaufsformen. Und zwar in einer sehr schlimmen Ausprägung. Sein halber Körper war davon betroffen. Danach Schildrüsenüberfunktion.
Und dann an einem Abend Anfang Februar. als ich abends heimkam und er maunzend auf dem eiskalten Flurboden lag und sich nicht mehr bewegen konnte. Ihr könnt euch meinen Schock vorstellen.
Notarzt, Röntgen, leichte Arthrose, altersgemäß ok Ultraschall Herz, altersgemäß ok Ultraschall Schilddrüse, leicht vergrößert Blutbild, Nierenwerte ok, Leber minimal erhöht, leukos etwas unter Norm aber ok, alles andere auch ok Leichte Untertemperatur aber auch ok Ich fand den TA etwas ratlos, er meinte aber es würde wohl doch an der hinteren Wirbelsäule liegen.
Merlin kann sich zu dem Zeitpunkt kaum bewegen, die Hintergliedmaßen sind komplett gelähmt. Die Vorderpfoten bewegt er minimal. Den Kopf kann er nicht heben. Er atmet schwer und klägliches maunzen wechselt sich mit schnurren ab.
Maßnahme: Kortisonspritze und die Empfehlung am nächsten Tag zum Haustierarzt zu gehen. Nachs ging es ihm sehr schlecht, ich dachte die Nacht überlebt er nicht.
Am nächsten morgen zum Doc, der sieht am mitgenommenen Röntgenbild keine Begründung für einen Wirbelsäulenschaden, also weitere Untersuchungen, Elektrolytehaushalt über Blutuntersuchung weil er etwas ausgetrocknet ist. Überprüfung des Schilddrüenwertes, mit dem Ergebnis, dass die Tablettendosis etwas zu niedrig ist aber keine Begründung für den Zustand. Maßnahme über die nächsten Tage: Kortisonspritzen und alle 4 bis fünf Tage Infusionen. Ihm geht es jeden Tag ein wenig besser:
Am dritten Tag hat er sich selbst mit den Vorderpfoten zur Katzentoilette gezogen und im Liegen gemacht. (hat sich ab dem Zeitpunkt nicht mehr aufs Klo tragen lassen). Am fünften Tag konnte er wieder ein wenig den Kopf heben. Nach zehn Tagen fing er an sich langsam aufzurichten. Er fraß selbständig ohne dass ich ihm alles ins Maülchen stecken musste. Nach zwölf tagen die ersten Gehversuche. Torkelte rum, fiel mehr um als er lief. Das wurde aber von Tag zu Tag etwas besser. Als zu dem Zeitpunkt mein Tierarzt ihn laufen sah meinte er nach zwei Sekunden, eindeutig Ataxie (was mir natürlich gar nix sagte).
Weitere Tests aber keine klar diagnostizierbare Begründung für seinen Zustand.
Aufgrund seines Alters und seines Allgemeinzustand habe ich mich gegen ein CT entschieden. Einen langen Transport, Narkose usw. hätte ein zu großes Risiko bedeutet.
Er wurde umgestellt von Spritzen auf Cortisontabletten (Prednisolon).
Zusätzlich bekam er Vitamin B und Taurin,
Und es geht langsam aber stetig weiter aufwärts.
Merlin entwickelte zu diesem Zeitpunkt eine immer heftigere Schlafverhaltensstörung. Näheres dazu könnt ihr hier nachlesen:
Dadurch kommt es zu einem weiteren Unfall, bei dem Merlin im Schlaf mit dem Kopf gegen einen Nachtisch knallt. Das wirft ihn kolossal zurück. Merlin hatte eine schwere Gehirnerschütterung, auch weitere Gehirnverletzungen kann der TA nicht ausschließen. Merlin hat ab diesem Zeitpunkt zwei verschieden große Pupillen.
Aber wieder rappelt er sich auf, will leben, will vorwärtskommen.
Er hat ein unglaubliches Kämpferherz. Und einen eisernen Willen. Und einen Dickkopf, der mich manchmal in den Wahnsinn treibt. Aber ich liebe ihn dafür.
Seit ein paar Wochen wird Merlin nun auch homöopathisch behandelt um seine Schlafprobleme zu reduzieren und seinen Allgemeinzustand zu verbessern.
Bis heute hat sich sein Zustand immer weiter gebessert. Sein Gang ist heute schon ziemlich sicher, seine Pupillen sind auch fast wieder gleich, manchmal ist gar nichts mehr zu sehen.
Aber es ist definitiv eine Behinderng zurückgeblieben.
- sein Gang ist häufig noch unsicher, auf unebenem Boden torkelt er noch immer - Springen kann er nur eingeschränkt und bis zu einer gewissen Höhe - er reagiert auf viele Dinge zeitverzögert, manchmal zeigt er leichte autistische Züge - seine Schlafstörung wird langsam besser.
Was nun seinen Zustand bewirkt hat, werde ich wohl nie herausfinden.
Ob es eine Entzündung ist oder ein Sturz oder ein Tumor.......
Aber Hauptsache, es geht weiter aufwärts.
Und ich freue mich über die vielen Kleinigkeiten, die mir immer noch regelmäßig auffallen. Dinge die Merlin wieder gelernt hat.