Ihr kennt bestimmt alle die Geschichte vom Seestern...!
Alle meine Tiere sind Seesterne, für die meine Entscheidung, sie zu mir zu nehmen, die Wendung zum Besseren bedeutete!
Heute möchte ich euch die Geschichte eines besonderen Seesternes erzählen...!
Die Geschichte von LUNA Ein ganz besonderer Seestern
Selten hat mich ein Tier so durch seinen unbeugsamen Willen und seine Lebensfreude beeindruckt wie meine blinde Luna!
Immer wieder versuche ich mir vorzustellen, wie es war…Lunas erste Lebenswochen…!
Mit ca. 8-10 Tagen öffnen sich die Augen von Katzenbabies, ab der zweiten Lebenswoche beginnen sie zu krabbeln, in der dritten Lebenswoche dann stehen sie auf unsicheren Beinchen…!
Irgendwann in diesen ersten Tagen und Wochen ihres Lebens erkrankte Luna schwer an Katzenschnupfen! Ihre Augen vereiterten, die Infektion zerstörte ihre Augäpfel.
Mit geschätzten vier Wochen wurde sie mit völlig vereitertem Köpfchen und schon erblindet aufgefunden.
Hat sie je die Sonne gesehen oder wurde ihre Sehkraft genommen, bevor ihre Augen sich öffneten?
Welche Augenfarbe hätte sie als erwachsene Katze gehabt?
Der Prozeß der Zerstörung der Augäpfel vom Anschwellen und Aufplatzen bis zum Ausfließen ist hochschmerzhaft!
Wie konnte dieses winzige, hilflose Wesen diese Pein überleben?
Wie und wann hat sie ihre Mutter verloren oder hat ihre Mutter sie und ihre Schwester aussortiert und zum Sterben zurückgelassen?
In einem Alter, in dem die Welt eines Katzenbabys noch fast ausschließlich aus Trinken, Schlafen, Spielen und vor allem mütterlicher Fürsorge und Geborgenheit bestehen sollte, irrte dieses Baby orientierungslos auf spanischen Straßen herum, hungrig, durstig, blind, verängstigt und ganz allein.
Ihre Stärke und ihr unbändiger Lebenswille ließen sie in der TA-Praxis, in die ein mitleidiger Mensch das Häuflein Elend zum Einschläfern gebracht hatte, ein weiteres Mal überleben.
Sie schnurrte und versuchte zu spielen und zeigte mit jeder Zelle ihres kleinen geschundenen Körpers deutlich: “Nehmt mir nicht mein Leben. Ich kann leben, ich will leben!“
Eine zufällig anwesende Tierschützerin, die mit einem deutschen Tierschutzverein zusammenarbeitet, spürte diesen Lebenswillen, rettete das kleine Fellbündel vor dem Einschläfern und nahm Luna in ihre Obhut, sie wurde zusammen mit ihrer Schwester Claire, die am nächsten Tag an derselben Stelle gefunden wurde, in einer Pflegefamilie aufgepäppelt.
Auch dort nahm man den deutlichen Lebenswillen und ungeachtet der schweren Behinderungen die Lebensfreude der beiden Kätzchen wahr.
Mit diesem Foto suchten die Schwestern ein Zuhause.
Ich sah ihr Foto und es traf mich mitten ins Herz!
Nach regem telefonischen und schriftlichen Kontakt mit dem Verein stand am nächsten Tag schon fest, dass ich die Beiden adoptieren würde!
Und zwei Tage später stand ich kurz vor Mitternacht in einem Babywickelraum im Frankfurter Flughafen und öffnete die Softbox, in der die Babys geflogen waren. Sie waren zu dritt gereist, ein Baby mussten wir umsetzen.
Und ich sah sie an, die zwei spanischen kleinen Katzenmädchen, die nun Luna und Claire hießen und jetzt zu mir gehörten!
Die zarte Claire war mit den Nerven fertig und versteckte sich hinter ihrer blinden Schwester. Luna saß ganz still und aufmerksam in der Box, wandte mir ihre leeren Augenhöhlen zu und lauschte meiner Stimme.
Als ich sie streichelte, schmiegte Luna ihr Köpfchen in meine Hand und begann zu schnurren!
Ich schaute beiden in die kleinen, ernsthaften Gesichter und liebte sie augenblicklich und von ganzem Herzen!
In den folgenden Tagen der Eingewöhnung zeigte sich bald, dass sich nicht etwa die blinde Luna an Claire, dem Einäuglein orientierte, sondern umgekehrt Claire an Luna.
Mit der ihr eigenen Beharrlichkeit, mit Mut und Selbstvertrauen machte sich Luna daran, sich ihr neues Umfeld vertraut zu machen.
Ich beobachtete fasziniert, wie sie mit unendlicher Geduld nach dem „Trial and Error“-Prinzip die Wege, jede Ecke, jedes Möbelstück, die Türen, die Fenster, den Balkon, die Kratzbäume, die Katzenklos und den Futterplatz entdeckte, analysierte, erkletterte, sich erschloß und in ihre innere Landkarte einscannte!
Am ersten Abend konnte sie nach wenigen Stunden die Höhe des Bettes genau abschätzen und zielgerichtet herauf und herunter springen.
Innerhalb einer Woche kannte sie die gesamte Wohnung und den Balkon!
Ich war mir im Vorfeld der besonderen Anforderungen an das Umfeld und die Betreuung einer blinden Katze bewusst und hatte zum Beispiel schon eine Katzenklappe für die Schlafzimmertüre besorgt, weil ich damit rechnete, Luna auf dem Boden füttern zu müssen und plante, dies im Schlafzimmer zu tun, außer Reichweite von meinem damaligen Hund Punch durch die fortan geschlossene Türe, die für die Katzen mit der Katzenklappe versehen würde!
Bevor ich dazu kam, die Katzenklappe einzusetzen, hatte Luna die Aufsteighilfe in der Küche, die für die Dreibeinchen dort angebracht ist, entdeckt und saß morgens ganz selbstverständlich zur Fütterungszeit AUF der Küchenarbeitsplatte!
Sie orientiert sich an Gerüchen, am Schall von Geräuschen, an Wärmequellen, an der Beschaffenheit von Oberflächen! Und möglicherweise auch an elektrischen und magnetischen Feldern, Erdstrahlen, Auren… was auch immer!!!
Auch ihre schwere Operation , in der ihre traurigen, leeren Augenhöhlen verschlossen wurden, überlebte sie mit 12 Wochen mit ihrem unbändigen Lebenswillen!
Sie machte mir klar, dass sie den Trichter nicht ertragen konnte und auch nicht benötigte! Sie hat nicht einmal an den Wunden gekratzt!
Stellvertretend für viele andere zeigt die folgende Begebenheit Lunas unbedingten Willen, etwas zu schaffen…!
In den ersten Tagen, in denen sie sich frei in der Wohnung bewegte, ließ ich sie nicht aus den Augen, um mögliche Gefahrenquellen sofort zu identifizieren und zu entschärfen!
So stellte ich sehr schnell und mit temporärem Herzstillstand fest, das Luna die fatale Neigung entwickelte, den Naturstamm im Katzen-Outdoor-Paradies hochzukraxeln und dann auf dem Pfosten sitzend (in ca 2 Metern Höhe!) nicht weiterkam und...RUNTERSPRINGEN wollte...!!!
Den Naturstamm mußte ich vorläufig entfernen, denn Luna ließ sich nicht abhalten, dort immer wieder in einem Affenzahn hochzusausen.
In den folgenden Tagen sah ich sie immer wieder an der Stelle, wo der Stamm gewesen war, an der glatten Wand hochspringen, sie WOLLTE dort hoch und wusste sehr genau, dass dort der Stamm gestanden hatte.
Am folgenden Wochenende brachte ich den Stamm wieder an, installierte aber gleichzeitig auf ca. 70cm Höhe ein Sitzbrett, in welchem ich den Stammdurchmesser aussägte, so dass dieses Brett eng um den Stamm abschließt und gedachte so die Senkrechtaufwärts-Bewegung des kleinen Dickkopfes erfolgreich und endgültig unterbunden zu haben!
Es funktionierte, Luna umarmte den Stamm, rutsche hoch bis zum Widerstand und wurde gestoppt! Verblüfft und zunehmend ungehalten schnüffelte und tastete sie das Brett von unten ab! Sie drückte mit dem Köpfchen dagegen und pfotelte daran herum, vergeblich!
Bis…
…zum nächsten Morgen!
Ich hatte gerade die Tiere versorgt und genoß meine Tasse Kaffee auf dem Balkon, bevor ich zur Arbeit musste. Luna klebte wieder unter dem Brett am Baumstamm wie ein Klammeräffchen und dachte über ihr Problem nach.
Plötzlich schnellte sie vom Stamm nach hinten und oben weg und klammerte sich mit den Vorderbeinen AN DIE KANTE DES BRETTES!!!
Ich hab noch nie so einen Sprung gesehen, der widersprach allen physikalischen Gesetzen!!!
Sie zog sich hoch und setzte sich mit überaus zufriedenem Gesicht AUF das Brett und wendete mir ihr Gesicht zu.
Danach lies sie sich in die Liegemulde, die neben dem Brett angebracht ist, plumpsen und grinste mich breit an! Ich habe die Kamera geholt und die breit grinsende Luna in der Liegemulde fotografiert, ich hab wirklich meinen Augen nicht getraut!!!
Diese Katze wird alles schaffen, was sie sich jemals in ihr süßes Köpfchen setzt!
Ich bin so froh und dankbar, dass sie allen Widrigkeiten zum Trotz vom Schicksal und guten, einfühlsamen Menschen diese Chance auf ein schönes Katzenleben erhalten hat; sie wird jede Minute davon auskosten und LEBEN!
***
Und hier kommen noch die Fotos nach vollbrachter Tat:
Direkt nach erfolgtem Felgaufschwung: Luna sondiert das Terrain...
...und wendet mir ihr Gesicht zu...
...worauf sie sich befriedigt in die Liegemulde knallt!
DER VOLLENDETE TRIUMPH!!!
Seht ihr sie grinsen? Nänänänänänäääääääääääää!!! Ich bin driiiihiiiin!!!!
Also: unterschätzt niemals eine blinde Katze, bedauert sie oder schätzt ihre Lebensqualität als zu gering!