Marsik wurde 2011 in Russland geboren, dieser Bericht ist 2012 entstanden.
Ein Gesuch im Internet Anfang 2011:
Die Geschichte von diesem armen Kater ist schrecklich und hoffnungslos. In einer kleinen Stadt mitten in Russland auf einem Wochenmarkt ist jemand auf ein kleines Kätzchen getreten und ist weiter gegangen, von diesem Augenblick verwandelte sich das Leben von diesem Katzenbaby in eine Hölle. Das Kätzchen krabbelte auf den Vorderpfoten und war dabei langsam zu sterben, während die Menschen um das Kätzchen herum lachten und spöttisch lächelten. Aber die Barmherzigkeit des Gottes kennt keine Grenzen und der Gott hat die Engel zu dem Kleinen geschickt. Die Tierschützer brachten das Katzenbaby in eine größere Stadt Krasnodar, seitdem sind 7 Monate vergangen und jeden Tag geht der Kampf um das Leben von diesem Kater.
Es hat sich herausgestellt, dass das Kätzchen einen Wirbelsäulenbruch erlitten hat und da in Krasnodar keine Spezialisten gab, die dem Kleinen helfen konnten, wurde er nach Moskau zu den besten Tierärzten gebracht. Ein lieber, aktiver und geselliger Kater hat viele Herzen erobert. Dieser Kater hat den Namen Marsik bekommen (eine Verniedlichung vom Namen des Planeten Mars). Marsik hatte die Ehre ein Teilnehmer einer russischen Sendung „Gerechtigkeit“ zu sein, das ganze Land wusste Bescheid vom schweren Schicksal des jungen Katers und trotzdem wollte ihn kein Mensch haben.
Die Diagnose Lähmung der Hinterläufe und das unwillkürliche Urinieren hat alle Russen abgeschreckt. Es gab fast keine Tierärzte, die eine Chance auf Leben gegeben haben. Nur ein einziger Tierarzt Mamedov hat den Kampf um das Leben von Marsik aufgenommen. Akupunktur, Homöopathie, Massage und viele Medikamente haben bewirkt, dass Marsik manchmal fähig ist auch die Hinterpfoten beim Gehen zu benutzen. Sein Gang auf allen Vieren ist langsam und unsicher, manchmal fällt er, aber er steht wieder auf und versucht erneut zu gehen. Das Problem mit dem unwillkürlichen Urinieren wurde bisher nicht gelöst.
Mittlerweile können sich die russischen Tierschützer keine Pflegestelle für Marsik leisten, da Marsik schwer behindert ist fordern die Katzenpensionsbesitzer bis zu 10 Euro pro Tag für ihn. Die weitere Therapie muss auch bezahlt werden. Das Herrchen oder Frauchen ist weiterhin nicht in Sicht. Seit einem halben Jahr ist Marsik in einer 10 Millionen-Einwohner Stadt Moskau und konnte bisher nicht vermittelt werden. Die russischen Tierschützer stehen jetzt vor der Wahl entweder jetzt aufzugeben und den Kleinen einzuschläfern oder weiterhin Katzenpension und Therapie zu bezahlen (wobei die Mittel jetzt schon fehlen) und während dessen eine Vermittlung Im Ausland zu versuchen. Wir verstehen, dass auch in Deutschland eine Vermittlung gleich einem Wunder wäre, aber trotzdem möchten wir versuchen eine Familie für Marsik zu finden.
Marsik verbringt im Moment fast die ganze Zeit in einem Käfig, sehr selten darf er raus, wie ein Nomade wechselt er die Pflegestellen, aber trotzdem glaubt er, dass auch er irgendwann mal eine eigene Familie haben wird.
Marsik ist ca. 9 Monate alt (Stand Januar 2011), kastriert, geimpft, entwurmt und gechipt. Er kommt wunderbar mit den anderen Katzen und Hunden klar (seine beste Freundin ist eine Dackeldame).
Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass auch dieser Invalide ein Recht auf Leben in einer Familie hat.
Unsere Tiere werden auf der Grundlage einer Vorkontrolle, eines Schutzvertrages und einer Schutzgebühr vermittelt (Nachkontrolle sollte erlaubt sein). Sie sind gechipt und gegen Tollwut und Katzenschnupfen geimpft. Weitere Informationen… (Von mir gelöscht)
Bitte beachten Sie: Marsik befindet sich noch in Russland. Sobald wir eine Unterbringung für ihn finden, wird er mit dem Flugpaten nach Deutschland kommen.
Auch eine ehrenamtliche Pflegestelle würde Marsik sehr helfen.
So wurde das Gesuch ins Internet gestellt. Zu der Zeit war ich noch nicht in Foren aktiv und erfuhr davon durch eine Kollegin, mit der ich zusammen im Katzenschutz tätig war.
Sie hatte die Nachricht per E-Mail bekommen und er ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Darum sprach sie mit mir darüber, weil ich doch schon einen behinderten Kater hatte.
Dies sind Bilder aus Russland, die kannte ich da aber noch nicht. Ich fand sie später in einem anderen Forum, in dem er vorgestellt worden war.
Mit diesem Bericht möchte ich allen, die sich nicht sicher sind, ob sie einem behinderten Tier gerecht werden können, Mut machen. Traut Euch einfach, Schwierigkeiten sind dazu da, überwunden zu werden. Es lohnt sich! Ich möchte keines meiner Tiere missen!
Lange musste ich nicht überlegen, denn wo ein behindertes Katerchen lebt, kann gut auch ein zweites sein Zuhause finden, dachte ich, also entschied ich mich, Marsik aufzunehmen. Erst anschließend sah ich die Bilder und war überrascht, dass er zu den Waldkatern gehört. Ob reinrassig, weiß ich nicht, aber spielt das eine Rolle?
Nachdem wir uns beworben hatten, fing das Warten an. Ich beschäftigte mich in Gedanken viel mit Marsik. Wenn ich schlafen ging, sah ich ihn vor meinem geistigen Auge in seinem Käfig liegen, ich sah ihn schlafend und dachte dann: kleiner Marsik so weit weg, schlaf gut, bald kommst Du her, dann wird es endlich schön für Dich!
Jeden Tag dachte ich an ihn und jeder Tag brachte ihn mir näher - dachte ich! Wir hatten sogar eine Flugpatin aus unseren Reihen für ihn finden können, die ihn dann auch tatsächlich von Moskau nach Hannover begleitete. Meine Tochter und ich hatten auch schon fest eingeplant, ihn in Hannover abzuholen. Und dann kam die Absage! Die Mitteilung, dass man sich für eine andere Pflegestelle entschieden hatte, traf mich wirklich hart! Ich musste alle Gedanken an ihn verdrängen, denn ich glaubte, ich würde nie mehr von ihm hören.
Zum Glück kam es anders. Aus verschiedenen Gründen war sein Bleiben auf der Pflegestelle nicht möglich und man fragte bei uns nach, ob ich immer noch bereit sei, Marsik aufzunehmen. Ja, ich war bereit, aber schon vorsichtiger mit meiner Freude.
Nach einigen Telefonaten erfuhr ich mehr über die Probleme, die seine Behinderung mit sich bringt. Sie waren größer, als ich zunächst gedacht hatte. Ursprünglich hieß es, er sei inkontinent, nun erfuhr ich, dass er seine Blase nicht ausreichend leert und dass sie ihm regelmäßig ausgedrückt werden muss. Das jagte mir einen ordentlichen Schrecken ein, denn das hatte ich noch nie gemacht. Mein Picco ist ja nicht inkontinent, er kann nur nicht zum Klo gehen.
Da kamen schon Zweifel in mir auf, aber ich wurde damit beruhigt, dass ich das schon lernen würde, auf der anderen Pflegestelle klappte das auch und man würde mir das zeigen.
Ich ließ mich beruhigen und sagte mir selbst, das wird schon. Wenn man will, kann man eine ganze Menge schaffen! Außerdem stand mein Verein hinter mir, ich war nicht alleine. Zu Marsiks Begrüßung kam auch meine Kollegin vom Verein zu mir und wir warteten gemeinsam auf seine Ankunft
Am späten Nachmittag des 12. März 2010 traf Marsik mit seinem Pflegepapa ein. Ich sah Marsik das erste Mal in voller Lebensgröße und dachte nur, liebe Zeit, ist der groß! Es stimmt, er ist kein kleiner Kater, ich hatte einfach nicht daran gedacht, dass diese Rasse größer ist als andere. Wir ließen Marsik aus der Transportbox und er machte sich auf den Weg, sein neues Reich zu erkunden.
Meine anderen Tiere sind es gewohnt, dass hier immer mal wieder ein Neuzugang herumläuft, ein paar Faucher, erstmal weglaufen und sich dann langsam annähern, das kennen sie. Es passiert nie etwas. Auch mit Marsik ging die Eingewöhnung schnell und problemlos.
Dann folgte meine Einweisung in Sachen "Blase ausdrücken". Michael machte das wirklich gekonnt, erklärte mir, wo und was ich fühlen müsste und wie ich richtig drücken sollte. Er führte mir sogar erst die Hand und tatsächlich - es gelang mir - Marsik pinkelte im hohen Bogen! Allerdings machte er dabei ein ziemliches Theater, jammerte, knurrte und wehrte sich vehement. Ganz wohl war mir nicht.
Der Abschied kam und ich war mit Marsik alleine. Ich sah ihn mir an und musste schlucken, denn ich stellte mir vor, wie es für ihn wohl sein müsste, so viel in so kurzer Zeit zu erleben, so weit gereist zu sein und nun hier, wo er nichts und niemanden kannte, ganz alleine zu sein. Armes kleines Kerlchen! Das war der Augenblick, in dem ich ihm versprach, dass er nun nie wieder weg müsse!
Am nächsten Morgen fand er sich auch schon zum gemeinsamen Frühstück in der Küche ein und hatte endlich auch Appetit! Nur mir schmeckte es nicht so richtig, wenn ich daran dachte, dass ich ihm gleich allein die Windel wechseln musste, war ich doch ein wenig angespannt. Ich hatte am Abend vorher gesehen, dass er ein quirliger und ungeduldiger Kandidat ist, so völlig anders als Picco, aber es musste sein und ich würde es schaffen!
Na ja, bei dieser ersten Aktion waren wir schon nicht einer Meinung. Um ehrlich zu sein, es war ein ziemlicher Kampf. Ich hatte auf dem Sofa ein Badetuch ausgebreitet, darauf eine Wickelunterlage, eine Windel mit Schwanzloch lag bereit und eine Rolle Haushaltspapier.
Schritt eins: Marsik auf die Unterlage setzen
Schritt zwei: Marsik will nicht, will weglaufen
Schritt drei: den Kater, der sich wehrt, festhalten, versuchen, die benutzte Windel abzumachen, Klebestreifen lösen, an der Windel ziehen, die Klebestreifen bleiben im Fell hängen, Kater beißt
Schritt vier: Windel ist ab - wie krieg ich da jetzt die neue dran? Versuch, den Schwanz durch das Loch zu fädeln, fast unmöglich, weil Marsik längst genug hat und unbedingt vom Sofa springen will
Schritt fünf: Kater mit der linken Hand und dem Unterarm nach unten drücken, so festhalten, versuchen, mit der rechten Hand die Windel über den Schwanz zu ziehen, den vorderen Teil der Windel durch die Beine unter den Bauch bringen, den hinteren über den Rücken legen, die Klebestreifen vom Vorderteil aufklappen und Vorder- und Hinterteil der Windel miteinander verbinden - so weit die Theorie! In der Praxis hatte Marsik da auch noch ein Wörtchen mitzureden...
Schritt sechs: ich setze auf Tempo, führe die eben beschriebenen Schritte so schnell durch, dass meine Hände nur so fliegen und - ES HAT GEKLAPPT!
Marsik darf vom Sofa runter und ich kann die Bescherung beseitigen, denn alles ist zerwühlt, die sorgfältig zurecht gelegte Wickelunterlage ist zerfetzt und nass, weil er zwischendurch immer wieder mal leck war und mein Sofa kann ich abziehen und den Bezug in die Waschmaschine stecken. Ich brauche eine Pause, bin völlig durchgeschwitzt.
Soll das jetzt immer so sein? Daran muss ich noch arbeiten!
Über den Versuch, ihm die Blase zu leeren, schweige ich lieber. Nur so viel: ich hab es nicht geschafft. Wir fahren da lieber zum Tierarzt und lassen das machen, es geht ruckzuck und macht ihm überhaupt nichts aus. Außerdem bin ich ganz sicher, dass es da richtig gemacht wird, denn wenn man da Fehler macht, drückt man den Harn in die Nieren, das wäre fatal!
Und ich hatte auch wirklich noch nicht die zündende Idee, wie es durchzuführen ist, denn ich müsste ihn zumindest auf die Seite legen und dann an ihm arbeiten, da macht er Theater. Mit nur zwei Händen ist es schwierig, ihn zu bändigen und dann auch noch die Blase fachgerecht auszudrücken.
Beim TA sind wir immer zu dritt. Er steht, ich halte Marsiks Vorderbeine und schmuse mit ihm, die Helferin hält sein Hinterteil samt Schwanz und die Unterlage, gegen die er dann pieselt, hoch, während der TA das Ausdrücken vornimmt. Und im Stehen macht er gar keine Schwierigkeiten. Ich denke mal, das kommt, weil es eine für ihn natürliche Stellung ist.
Das waren meine ersten Erfahrungen, nicht sehr ermutigend, aber Ihr wisst alle, dass er immer noch bei mir ist. Soll heißen: man kann das schaffen! Ich bin inzwischen richtig flott beim Windelwechseln, Marsik ist zwar immer noch ungeduldig, aber er beißt mich nicht mehr und nimmt es einfach hin, manchmal schnurrt er sogar dabei.
Windeln wechseln klappte inzwischen, größere Probleme bereitete mir seine Verdauung und das damit verbundene Waschen oder Baden.
Wenn er die Windel so richtig voll gemacht hatte, half alles nichts, er musste gewaschen werden. Anfangs versuchte ich ihn mit Baby-Pflegetüchern zu säubern, zumindest, wenn er nur einen Kloß in der Hose hatte. Kann ich nicht empfehlen! Man braucht jede Menge davon, richtig sauber wird es nicht und der Geruch geht auch nicht weg, wird eher intensiver, weil man den Kot wieder anfeuchtet. Zudem hat er langes Fell, das bekommt man so einfach nicht sauber.
Für Picco lasse ich in solchen Fällen warmes Wasser ins Waschbecken, lege mir ein Handtuch zurecht, tauche nur seinen Po ein und wasche ihn dann. Wirklich nicht besonders schwer, ich muss ihn nur gut festhalten und das Handtuch muss genau daneben liegen, damit wir nicht den Boden klatschnass machen. Aber Picco braucht das selten, er mag es auch nicht und so reicht bei ihm ein kleiner Eimer mit warmem Wasser und ein Waschlappen. (Ich nehme einen Eimer, weil der auf dem Tisch nicht so viel Platz braucht wie eine Schüssel – trotzdem ist reichlich Wasser darin.)
Wenn es bei Marsik auch so einfach gewesen wäre, müsste ich das hier gar nicht erwähnen. War aber wieder mal alles anders. Von dem Moment an, als ich sein Hinterteil im Waschbecken ins Wasser tauchte, muss er gedacht haben, sein Ende sei nah! Er entwickelte ungeahnte Kräfte, ich konnte ihn fast nicht halten, er schrie, wand seine Vorderbeine aus meinem Griff, drehte sich zu mir um und langte mit seinen kräftigen Krallen nach mir, sodass ich den Kopf wegdrehen musste, weil ich Angst hatte, dass er mich im Gesicht oder am Hals verletzt.
Wohlgemerkt, er wollte mich nicht angreifen. Er suchte nur nach einer Möglichkeit, da weg zu kommen. Da klammert man sich doch an einen Strohhalm oder eben an den nächsten Hals.
Alles klar - Waschbecken: nicht noch einmal!
Die Idee mit der Duschwanne war geringfügig besser. Vorteil war, ich musste ihn nicht festhalten, sondern konnte ihn ins Wasser setzen und er schrie nicht so sehr. Dafür setzte er mit seiner Planscherei alles unter Wasser und versuchte, über den Rand zu klettern. Leider besitze ich weder Gummistiefel noch Gummischürze. Meine Hausclogs samt Strümpfen waren klatschnass und bis ich ihn auf sein Handtuch gehoben hatte, lief es von meiner Hose und meinem T-Shirt in Bächen runter.
Aber die Vorstufe zu meiner wirklich brauchbaren Lösung hatte ich erreicht. Beim nächsten Mal kam er in die Wanne. Zehn Zentimeter hoch Wasser, Marsik reinsetzen, eine Weile hin und her paddeln lassen und dann mit Schwung aufs Handtuch. Beim Herausheben noch das Wasser aus dem Schwanz streifen - inzwischen kein Thema mehr!
Wir wissen alle aus Erfahrung, wie sensibel Katzen auf Veränderungen in ihrem Leben reagieren und meistens mit Durchfall. Kann am Stress liegen, kann auch die Futterumstellung sein, bis man das raus hat, muss man eben das Beste draus machen. Das blieb uns auch nicht erspart und so steigerte sich der Schwierigkeitsgrad noch einmal um Einiges.
Es war kein schlimmer Durchfall, aber fester Kot ist halt anders. Und wenn der weiche Windelinhalt so richtig breit gesessen ist...
Wasser in die Wanne, Kater geschnappt, möglichst weit vom Körper weg gehalten, weil es schon an den Seiten aus der Windel quoll, Windel abgemacht, bei seinem Fluchtversuch schmierte er den Fliesenboden ein und als ich ihn hochhob, landete ein dicker Klecks auf meinem Schuh. Beim Herausheben dann noch einer auf dem frischen Handtuch. Merke: alles in mehrfacher Ausführung bereit legen, sonst ist man aufgeschmissen.
Gerade bei Marsik ist es so, dass er auch das Absetzen von Kot nicht kontrollieren kann, das passiert ihm nicht nur bei Durchfall. Da kann es sein, dass ich ihm gerade die frische Windel über den Schwanz gezogen habe und er erleichtert sich - dann eben alles noch mal von vorne!
Noch einmal der Rat: sei möglichst auf ALLES vorbereitet!!!
Und zum Schluss ein anderer, wirklich ganz ernst gemeinter Rat: Jeder, der daran denkt, ein Tier mit solchem Handicap aufzunehmen, sollte versuchen, möglichst viel über das Tier zu erfahren.
Die Informationen über Marsik waren nicht vollständig. Mehr zu wissen, bedeutet, dass man sich bewusst auf diese Aufgabe einlässt und nicht hilflos vor immer neuen Problemen steht. Denn das kann auch mal gründlich daneben gehen. Leidtragender ist das Tier, das wieder abgegeben und so zum „Wanderpokal“ wird.
Wer nun erwartet, einen kleinen bedauernswerten Kater bei mir zu sehen, der sich mühevoll irgendwie vorwärts bringt, wird erstaunt sein.
Großer Irrtum! Marsik ist unglaublich flott auf seiner Windel unterwegs, startet, wenn er sich beeilen will, auf allen Vieren und manchmal, wenn er auf Leckerlis hofft, ist er schneller in der Küche als ich. Ich würde davon gerne mal Fotos einstellen, aber ich schaffe das nicht, der Junge ist einfach zu schnell.
Eigentlich ist er ja fast ebenso beweglich wie die anderen, trotzdem hatte sich der Gedanke, ihm auch einen Gehwagen bauen zu lassen, in meinem Kopf festgesetzt. Es ging mir dabei weniger um die Möglichkeit der Fortbewegung, sondern viel mehr darum, dass seine Wirbelsäule mal gerade sein sollte und seine Organe entlastet werden und so liegen, wie es sich gehört. Das tut ihm ganz bestimmt gut. Er wird nun doch einige schöne Jahre vor sich haben und da konnte ich es nicht mit ansehen, dass er immer nur sitzt wie "Barbapapa", wenn Ihr den noch kennt.
Mit der Tierärztin hatte ich auch darüber gesprochen, sie fand das auch eine gute Idee. Vor allem, weil wir mit Piccos Wagen schon versucht hatten, wie Marsik das annimmt. Sie gab nämlich zu bedenken, dass manche Hunde, die die Hinterbeine noch bewegen können, in den Rollis dann damit die ganze Zeit zappeln.
Marsik kann seine Hinterbeinchen ja auch benutzen, aber im Rolli lässt er sie locker hängen. Ist ja auch ein kluger Kater!
Dank meinem lieben Kollegen Joachim hat Marsik seinen schicken Rolli bekommen. Achim hat sich viele Gedanken dazu gemacht, viel probiert, ist immer wieder zur Anprobe hergekommen und hat am Ende wirklich ein ganz tolles Gefährt konstruiert, besser hätte man es nirgends bekommen können!
Marsik mag seinen Wagen und kann gut damit umgehen, er kann den Wagen jedoch nur benutzen, wenn ich hier bin, also abends und am Wochenende. Aber das bringt sicher auch schon was. Wenn ich ihn hineinsetze, flitzt er erst mal los und vergnügt sich so lange, wie er mag. Er hat den Bogen raus, wie er da alleine aussteigen kann und ich will ihn nicht darin festbinden, denn es soll ihm weiter Spaß machen.
Die Anproben ließ er mehr oder weniger geduldig über sich ergehen. Geduld ist keine seiner hervorragenden Eigenschaften, und so war er meistens schon nach kurzer Zeit von dem Gefummele total genervt. Dann musste er wieder eine Weile aussteigen und durfte sich auf seiner Matte aalen.
Bei den ersten Versuchen stellten wir fest, dass wir zu wenig berücksichtigt hatten, dass Marsik eine ziemlich schlappe Bauchmuskulatur hat. Das ist eigentlich kein Wunder, wenn man überlegt, wie lange er diese Muskeln schon nicht richtig nutzte. Der Bauch wird mit der Zeit hoffentlich etwas strammer werden, aber seine Liegefläche wurde noch verändert, sodass er es bequemer hat. Und er hat nun auch vier Räder, mit zweien konnte er nicht gut umgehen. Von dem Halsband, das zunächst vorgesehen war, um ihn im Wagen zu halten, mussten wir uns komplett verabschieden. So ein Ding hat er sein Leben lang noch nicht umgehabt und gedachte auch nicht, damit plötzlich anzufangen. Keinen Schritt wollte er damit machen! Da half kein Locken und kein Leckerli. Marsik weiß, was er will und was nicht!
Inzwischen ist Marsik schon so lange bei mir und es geht ihm wirklich gut!
Nach anfänglichem Durchfall und ein paar Blasenentzündungen, die er auch in den ersten Monaten hatte, ist seine Gesundheit nun stabil. An seinem Handicap wird sich nichts mehr ändern. Die Röntgenaufnahmen, die ich kürzlich machen ließ, haben ergeben, dass sein Zustand endgültig ist. Wäre er damals in Russland sofort operiert worden, hätte man sicher noch etwas verbessern können, aber das ist nun zu spät.
Trotzdem kann er sogar auf einen Stuhl klettern.
Mit den anderen Katzen, besonders mit Lasse, spielt er sehr gerne
Ich finde, hier sieht man sehr gut, dass er sich wohl fühlt
Das ist ganz eindeutig ein Starfoto
Ich bin so froh, dass ich ihn aufgenommen und nicht aufgegeben habe, als es schwierig wurde, denn in Russland hätte ihn nur noch der Tod erwartet. Man hatte ihn dort auf verschiedenen Pflegestellen untergebracht, konnte sich die Kosten, die immens waren (es sollen 10€ pro Tag gewesen sein!), nicht mehr leisten und hatte anscheinend auf vielen Wegen versucht, ein Zuhause für ihn zu finden. Seine Geschichte soll sogar im russischen Fernsehen bekannt gemacht worden sein, aber in ganz Russland fand sich niemand, der ihn haben wollte, seine Behinderung schreckte alle ab. Ich liebe ihn so, wie er ist und manchmal, wenn ich die alten Verletzungen an seinem Rücken sehe, muss ich ihn knuddeln und sage ihm immer wieder, dass er nie, nie mehr hier weg muss! Das kann ich ihm guten Gewissens versprechen, denn seit letztem Dezember ist er mit Brief und Siegel MEIN MARSIK! (Den Namen hat er behalten, er sollte doch seine Identität nicht verlieren, sondern nur ein schönes und dauerhaftes Zuhause bekommen!)
Liebe Grüße
Ingrid mit Lilly, Lasse, Lena, Smutje und Sarah
und Marsik, Picco, Sina und all den Sternchen, die vor ihnen gegangen sind, im Herzen